Finanzierungskonzept

Ein Finanzierungskonzept dient der Planung und Einschätzung der anfallenden Kosten einer Leitlinie (1). Fachgesellschaften und Mitglieder der Leitliniengruppen leisten den größten finanziellen Beitrag bei der Leitlinienerstellung. Ein Großteil der Leitlinienarbeit wird auf ehrenamtlicher Basis durch die Mitglieder der Leitliniengruppe erbracht. Je nach zu bearbeitendem Thema und geplanter Klasse einer Leitlinie können die Kosten variieren. Aus diesem Grund ist die Erarbeitung eines Finanzgerüsts im Vorfeld wichtig. Die AWMF unterstützt die Leitliniengruppen durch eine kostenfreie Grundberatung und die Bereitstellung von Informationsmaterialien sowie Hilfen, die im AWMF-Regelwerk abgebildet sind. Darüber erhalten Leitliniengruppen weitere methodische Beratung sowie Moderationsleistungen für Konsensuskonferenzen sowie Unterstützung bei Konfliktlösungen im Sinne einer Mediation.

Infoblatt für die methodische Unterstützung durch das IMWi

AWMF-Regel für das Leitlinienregister: Erklärung von Interessen und Umgang mit Interessenkonflikten (Auszug):

Das Finanzierungskonzept einer Leitlinienentwicklung ist bei der AWMF offenzulegen. Eine Finanzierung durch Dritte mit direkter inhaltlicher Einflussnahme führt zur Ablehnung der Publikation über das AWMF-Register, so wie dies auch international empfohlen und praktiziert wird.

Erklärung von Interessen und Umgang mit Interessenkonflikten

Bezug zum AGREE II-Instrument (2)

Domäne 6: Redaktionelle Unabhängigkeit

Kriterium 22: Die finanzierende Organisation hat keinen Einfluss auf die Inhalte der Leitlinie genommen.

Kriterium 23: Interessenkonflikte der Mitglieder der Entwicklergruppe der Leitlinie wurden dokumentiert und bei der Leitlinienerstellung berücksichtigt.

Hilfen und Tipps

Bei der Finanzierung zu berücksichtigen:

  • Planung und Organisation
  • Planung und Organisation Leitlinienentwicklung
  • Redaktion und Verbreitung Implementierung
  • Evaluierung und Planung der Aktualisierung

Variablen, die je nach spezifischer Projektplanung zur Einschätzung des zeitlichen Aufwandes und der Kosten notwendig sind

  • Anzahl der Fragestellungen

Formulierung von klinisch relevanten Fragestellungen

  • Recherchen und Evidenzbewertungen
    • Datenbanken (z.T. kostenpflichtig)
    • Literaturbestellung (z.T. kostenpflichtig)
    • Ein- und Ausschlusskriterien (Sensitivität / Spezifität), Umfang des sich zu ergebenden Sichtungsbedarfs (Abstract / Volltext)
    • Textumfang / Struktur der Leitlinie
  • Personalkosten (Sekretariate, LL-Infrastruktur, Methodische Beratung über die kostenlose Grundberatung hinaus, Moderator*innen, - siehe Infoblatt für die methodische Unterstützung durch das IMWi -, Beauftragung externer Methodiker*innen etc.)
  • Sachkosten (Büro, Kommunikationskosten, Material)
  • Reisekosten bei Konsensuskonferenzen und Arbeitssitzungen
  • Raum- und TED-Kosten für Konferenzen
  • Kosten für digitale Werkzeuge (z.B. digitale Konferenzplattform, Literaturverwaltungsprogramm)
  • Review / Konsultationsverfahren
  • Verabschiedung durch die Präsidien und/oder Beauftragte der Fachgesellschaften
  • Publikation, Lay-Out, Übersetzung
  • Implementierungsvorbereitung (Patient*innen-Leitlinien, Qualitätsindikatoren etc.)
  • Geplantes Engagement und zeitliche Ressourcen der Koordinierenden, Expert*innen und Patient*innen/Bürger*innen

Beispiele zu Finanzierungsbeiträgen zu Leitlinienprojekten

  • „Eigenbeiträge“ von Aktiven in den Leitliniengruppen
  • Wissenschaftliche Fachgesellschaften
  • Unabhängige Fördereinrichtungen (Stiftungen)
  • Leitlinienprogramme (Programm für Nationale Versorgungsleitlinien von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und AWMF - NVL- Programm -, Leitlinienprogramm Onkologie von AWMF, Deutscher Krebsgesellschaft und Deutscher Krebshilfe - OL-Programm)
  • Förderungsoptionen nach dem Digitale Versorgunggesetz, Sozialgesetzbuch (SGB) V § 92a+b (Förderung ganzer Leitlinien über den Innovationsfonds) und §139 Förderung von Evidenzrecherchen zu einzelnen Fragestellungen durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
  • Andere
    • Organisationen von/mit Patient*innen (Ligen, Verbände der Selbsthilfe)
    • Themenbezogene Arbeitsgemeinschaften – Vereine
    • Fördervereine
    • Einrichtungen der Selbstverwaltung
    • Kostenträger

Literatur

  1. McMaster University. GIN-McMaster Guideline Development Checklist. Hamilton, Ontario, 2014. Verfügbar: http://cebgrade.mcmaster.ca/guidecheck.html (Zugriff 08.05.2023)
  2. AGREE Collaboration. Appraisal of Guidelines for Research & Evaluation II - AGREE II Instrument - Deutsche Version: AGREE NEXT STEPS Consortium; 2014. Hier als Download verfügbar (Zugriff 08.05.2023)

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