Begründung für die Auswahl / Aktualisierung eines LL-Themas

Für die Auswahl des Leitlinienthemas einer neuen oder einer zu überarbeitenden Leitlinie sollte zunächst hinterfragt werden, aufgrund welcher wahrgenommener Versorgungsprobleme die Leitlinie notwendig ist. Idealerweise sollten konkrete Verbesserungspotenziale identifiziert und wissenschaftlich belegbar sein (1-6). Bei einer Aktualisierung sollte eruiert werden, was sich durch die Leitlinienanwendung bislang in der Versorgung verändert hat und welche Versorgungsprobleme weiterhin bestehen (7-8).

Planung der Aktualisierung

Für die Akzeptanz einer Leitlinie in der Praxis ist es hilfreich, wenn die Themenwahl nachvollziehbar begründet wird. Dazu dienen Angaben zur Häufigkeit des Versorgungsaspekts und zu aktuellen Entwicklungen sowie zu konkreten Verbesserungspotenzialen der Versorgung. Aus diesen Angaben wird auch die Zielorientierung der Leitlinie abgeleitet.

Mehr über Zielorientierung erfahren

AWMF-Regel für das Leitlinienregister

Keine

Bezug zum AGREE II-Instrument

Domäne 1: Geltungsbereich und Zweck

Kriterium 1: Das / die Gesamtziel(e) der Leitlinie ist / sind eindeutig beschrieben

Hilfen und Tipps

Überlegen Sie, warum Sie dieses Leitlinienthema ausgewählt haben. Kriterien für die Auswahl eines Leitlinienthemas können z.B. sein:

  • Optimierungs- und / oder Verbesserungspotential der Versorgungsqualität, dem durch eine Leitlinie begegnet werden kann
  • Häufigkeit des Versorgungsaspekts (z.B. Prävalenz, Inzidenz)
  • Praxisvariation (z.B. regionale Versorgungsunterschiede)
  • Individuelle oder bevölkerungsbezogene Krankheitslast
  • Informationsbedarf bei neuen Gesundheitstechnologien (z.B. Programme, Arzneimittel, Geräte, OP-Techniken)
  • Koordinationsbedarf (z.B. interdisziplinär, interprofessionell, intersektoral)
  • Ökonomische Bedeutung (aus volkswirtschaftlicher Perspektive)
  • Ethische und soziale Aspekte (z.B. Versorgungsgerechtigkeit, Zugang)

Es empfiehlt sich, die Gründe für die Auswahl zu dokumentieren.

Literatur

  1. Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung (ÄZQ). Priorisierung von Gesundheits- oder Versorgungsproblemen als Themen des Leitlinien-Clearingverfahrens. Z Arztl Fortbild Qualitatssich. 2002;96(5):16-24.
  2. Institute of Medicine (US) Committee on Methods for Setting Priorities for Guidelines Development. Setting Priorities for Clinical Practice Guidelines. Field MJ, editor. Washington (DC): National Academy Press (US); 1995.
  3. McMaster University. G-I-N McMaster Guideline Development Checklist - 2. Priority Setting. Verfügbar: https://cebgrade.mcmaster.ca/guidelinechecklistonline.html#Prioritytable (Zugriff 08.05.2023)
  4. El-Harakeh A, Lotfi T, Ahmad A, Morsi RZ, Fadlallah R, Bou-Karroum L, et al. The implementation of prioritization exercises in the development and update of health practice guidelines: A scoping review. PLoS One. 2020;15(3):e0229249.
  5. Oxman AD, Fretheim A, Schünemann HJ, SURE. Improving the use of research evidence in guideline development: introduction. Health Res Policy Sys, (2006) 4(1):12.
  6. El-Harakeh A, Morsi RZ, Fadlallah R, Bou-Karroum L, Lotfi T, Akl EA. Prioritization approaches in the development of health practice guidelines: a systematic review. BMC Health Serv Res. 2019 Oct 15;19(1):692.
  7. Becker M, Jaschinski T, Eikermann M, Mathes T, Bühn S, Koppert W, et al. A systematic decision-making process on the need for updating clinical practice guidelines proved to be feasible in a pilot study. J Clin Epidemiol. 2018;96:101-9.
  8. Agbassi C, Messersmith H, McNair S, Brouwers M. Priority-based initiative for updating existing evidence-based clinical practice guidelines: the results of two iterations. J Clin Epidemiol. 2014;67(12):1335-42.

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