Leitlinien-Kooperationen
Leitlinienprogramme in Deutschland
Über 100 Mitgliedsfachgesellschaften in der AWMF sind im Bereich Leitlinienerstellung aktiv und haben Strukturen wie Leitlinienbeauftragte oder eine Leitlinienkommission eingerichtet, die sich für das Leitlinienprogramm der jeweiligen Fachgesellschaft verantwortlich zeichnen.
Alle im AWMF-Register publizierenden AWMF-Mitgliedsfachgesellschaften halten die Regeln für das qualitätsgesicherte AWMF-Leitlinienregister mit der Stufenklassifikation in S1-S3-Leitlinien ein.
Die AWMF stellt über das AWMF-IMWi die Möglichkeit einer methodischen Beratung und Begleitung für jede Leitlinienerstellung oder -Aktualisierung zur Verfügung.
Die AWMF selbst wirkt in zwei nationalen Leitlinienprogrammen mit:
1. NVL Programm: Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien
Gemeinsam mit der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gibt die AWMF die „Nationalen VersorgungsLeitlinien“ heraus.
Die S3-Leitlinien zu häufigen chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herzinsuffizienz werden in Entsprechung zu Disease Management Programmen (DMP) erstellt und adressieren auch die Versorgungskoordination.
Die organisatorische und redaktionelle Umsetzung des NVL-Programms erfolgt auf Seiten der BÄK und der KBV durch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ).
Das AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi) übernimmt die methodische Beratung und Unterstützung seitens der AWMF.
2. OL-Programm: Leitlinienprogramm Onkologie
Gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft gibt die AWMF die Leitlinien im „Leitlinienprogramm Onkologie“ heraus.
Die organisatorische und redaktionelle Umsetzung erfolgt im Office des Leitlinienprogramms Onkologie, angesiedelt bei der Deutschen Krebsgesellschaft. Das AMWF-IMWi leistet methodische Beratung und Unterstützung seitens der AWMF.
Ausgehend von Ziel sechs des Nationalen Krebsplans werden Leitlinien zu häufigen bzw. wichtigen Krebserkrankungen erstellt.
In beiden Leitlinienprogrammen werden regelhaft Patientenleitlinien/Laienversionen zu den klinischen Leitlinien erarbeitet.
Weitere nationale Leitlinien-Kooperationen
Das Deutsche Cochrane Zentrum (DCZ) und die AWMF pflegen seit 2015 eine Zusammenarbeit im Bereich der Leitlinienmethodik, aus der gemeinsame Manuale zur Recherche und kritischen Bewertung von Studienevidenz entstanden sind.
Deutsche Cochrane Zentrum (DCZ)
Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) und die AWMF arbeiten seit 2012 im Bereich Vernetzung von Leitlinienerstellung und Leitlinienumsetzung zusammen – u.a. durch gemeinsame Veranstaltungen.
Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF)
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss schreibt seit 2019 im Rahmen der Förderung von Versorgungsforschung durch den Innovationsfonds des BMG jährlich Leitlinienförderthemen aus. Das Gesamtvolumen der Förderung beträgt fünf Millionen Euro jährlich. Die AWMF kann dem BMG dazu Themen vorschlagen und berät Mitgliedsfachgesellschaften bei der Antragstellung von Förderanträgen für die Entwicklung oder Weiterentwicklung ausgewählter medizinischer Leitlinien, für die in der Versorgung besonderer Bedarf besteht.
Das IQWiG erstellt seit 2019 im gesetzlichen Auftrag Evidenzberichte für Leitlinien. Die AWMF übermittelt dazu dem BMG Themenvorschläge, die sie aus den Fachgesellschaften anfragt. Die gesetzliche Vorgabe sieht vor, dass bis zu zwei Millionen Euro des IQWiG-Budgets der Unterstützung von Leitlinienprojekten gewidmet werden.
Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen greift bei der Ausarbeitung von Qualitätssicherungsverfahren regelhaft auf Leitlinien zurück.
Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG)
Patienten-Information.de ist ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.
Das im gesetzlichen Auftrag eingerichtete Portal für laienverständliche Gesundheitsinformationen ist am IQWiG angesiedelt. Unter anderem werden Leitlinien als Grundlage der Informationen genutzt.
Internationale Leitlinien-Kooperationen
Das Guidelines International Network ist ein internationaler Zusammenschluss von Leitlinien-Agenturen – seit 2002 mit jährlicher Konferenz. Die AWMF ist eines der Gründungsmitglieder.
Guidelines International Network - GIN
Das AWMF-Regelwerk ist neben weiteren nationalen Leitlinienmanualen eine Referenz der internationalen Leitlinienentwicklungs-Checkliste von GIN und McMaster.
Weitere internationale leitlinienrelevante Links
Cochrane ist eine internationale Organisation für die Erstellung von systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen.
Das US-amerikanische Institut ECRI führt eine Leitlinien-Datenbank. Ursprünglich stand ECRI für Emergency Care Research Institute, 2007 erfolgte die Umbenennung zu ECRI allein. Das Institut sieht seine Aufgabe in der Beförderung evidenzbasierter Gesundheitsversorgung.
Die GRADE (The Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) Working Group besteht seit 2000 und ist ein internationaler Zusammenschluss von Leitlinienmethodiker*innen. Ausgehend von einer informellen Arbeitsgruppe umfasst GRADE nunmehr Mitglieder in allen Erdteilen. Es wurden mehrere „GRADE“-Zentren eingerichtet, u.a. in Freiburg. Führende Vertreter der GRADE-Arbeitsgruppe kommen von der McMaster Universität in Kanada.
Das GRADEpro Guideline Development Tool (GDT) ist ein digitales Leitlinienentwicklungswerkzeug, das an der GRADE-Methodik ausgerichtet ist. Das AWMF-IMWi kann zur Nutzung des Tools beraten.
GRADEpro Guideline Development Tool (GDT)
Die MAGIC-App ist ein digitales Leitlinien-Entwicklungswerkzeug, das an der GRADE-Methodik ausgerichtet ist. Das AWMF-IMWi kann zur Nutzung des Tools beraten.
Making GRADE the Irresistible Choice (MAGIC)
Das National Institute for Health and Care Excellence erarbeitet und publiziert für den englischen und den walisischen National Health Service (NHS) Leitlinien und Qualitätsstandards.
The National Institute for Health and Care Excellence (NICE)
In Schottland werden unter den spezifischen Bedingungen des staatlichen Gesundheitswesens in UK Leitlinien vom Scottish Intercollegiate Guidelines Network erarbeitet und publiziert.