Kooperationen bei Leitlinien
Nationale Leitlinien-Programme
Über 100 Mitgliedsfachgesellschaften in der AWMF sind im Bereich Leitlinienerstellung aktiv und haben Strukturen wie Leitlinienbeauftragte oder eine Leitlinienkommission eingerichtet, die sich für das Leitlinienprogramm der jeweiligen Fachgesellschaft verantwortlich zeichnen.
Alle im AWMF-Register publizierenden AWMF-Mitgliedsfachgesellschaften halten die Regeln für das qualitätsgesicherte AWMF-Leitlinienregister mit der Stufenklassifikation in S1-S3-Leitlinien ein.
Die AWMF stellt über das AWMF-IMWi die Möglichkeit einer methodischen Beratung und Begleitung für jede Leitlinienerstellung oder -aktualisierung zur Verfügung.
Die AWMF arbeitet in zwei nationalen Leitlinienprogrammen mit.
Nationale VersorgungsLeitlinien
Gemeinsam mit der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gibt die AWMF die Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL) heraus.
Die S3-Leitlinien zu häufigen chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herzinsuffizienz werden in Entsprechung zu Disease Management Programmen (DMP) erstellt und adressieren auch die Versorgungskoordination.
Die organisatorische und redaktionelle Umsetzung des NVL-Programms erfolgte bis Ende 2024 durch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ).
Das AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi) übernimmt die methodische Beratung.
Leitlinienprogramm Onkologie
Gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft gibt die AWMF die Leitlinien im Leitlinienprogramm Onkologie (OL) heraus.
Die organisatorische und redaktionelle Umsetzung erfolgt im Office des Leitlinienprogramms Onkologie, angesiedelt bei der Deutschen Krebsgesellschaft. Das AMWF-IMWi leistet methodische Beratung und Unterstützung seitens der AWMF.
Ausgehend von Ziel sechs des Nationalen Krebsplans werden Leitlinien zu häufigen Krebserkrankungen erstellt.
In beiden Leitlinienprogrammen werden regelhaft Patientenleitlinien zu den klinischen Leitlinien erarbeitet.
Weitere nationale Leitlinien-Kooperationen
Cochrane Deutschland und die AWMF pflegen seit 2015 eine Zusammenarbeit im Bereich der Leitlinienmethodik, aus der gemeinsame Manuale zur Recherche und kritischen Bewertung von Studienevidenz entstanden sind.
Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) und die AWMF arbeiten seit 2012 im Bereich Vernetzung von Leitlinienerstellung und Leitlinienumsetzung zusammen – u.a. durch gemeinsame Veranstaltungen.
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss schreibt seit 2019 im Rahmen der Förderung von Versorgungsforschung durch den Innovationsfonds des Gesundheitsministeriums (BMG) jährlich Leitlinienförderthemen aus. Die AWMF kann dem BMG dazu Themen vorschlagen und berät Mitgliedsfachgesellschaften bei der Antragstellung von Förderanträgen für die Entwicklung oder Weiterentwicklung ausgewählter Leitlinien, für die in der Versorgung besonderer Bedarf besteht.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erstellt seit 2019 im gesetzlichen Auftrag Evidenzberichte für Leitlinien. Die AWMF übermittelt dazu dem BMG Themenvorschläge, die sie aus den Fachgesellschaften anfragt. Die gesetzliche Vorgabe sieht vor, dass bis zu zwei Millionen Euro des IQWiG-Budgets der Unterstützung von Leitlinienprojekten gewidmet werden.
Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) greift bei der Ausarbeitung von Qualitätssicherungsverfahren regelhaft auf Leitlinien zurück.
Das in gesetzlichem Auftrag eingerichtete Portal für Gesundheitsinformationen ist beim IQWiG angesiedelt. Als Grundlage für die hier bereitgestellten Informationen werden u.a. Leitlinien alsgenutzt.
Internationale Leitlinien-Kooperationen
Das Guidelines International Network (GIN) ist ein internationaler Zusammenschluss von Leitlinien-Agenturen – seit 2002 mit jährlicher Konferenz. Die AWMF ist eines der Gründungsmitglieder.
Das AWMF-Regelwerk ist neben weiteren nationalen Leitlinienmanualen eine Referenz der internationalen Leitlinienentwicklungs-Checkliste von GIN und McMaster.
Informationen zu internationalen Leitlinien
Cochrane ist eine internationale Organisation für die Erstellung von systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen.
Das US-amerikanische Institut ECRI führt eine Leitlinien-Datenbank. Das Institut sieht seine Aufgabe in der Förderung evidenzbasierter Gesundheitsversorgung.
Die GRADE (The Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) Working Group besteht seit 2000 und ist ein internationaler Zusammenschluss von Leitlinienmethodiker*innen. Ausgehend von einer informellen Arbeitsgruppe, entwickelte sich GRADE zu einer weltweiten Gemeinschaft. Es wurden mehrere GRADE-Zentren eingerichtet, u.a. in Freiburg. Führende Vertreter der GRADE-Arbeitsgruppe kommen von der McMaster Universität in Kanada.
Das GRADEpro Guideline Development Tool (GDT) ist ein digitales Leitlinienentwicklungswerkzeug, das an der GRADE-Methodik ausgerichtet ist. Das AWMF-IMWi kann zur Nutzung des Tools beraten.
Die MAGIC-App ist ein digitales Leitlinien-Entwicklungswerkzeug, das an der GRADE-Methodik ausgerichtet ist. Das AWMF-IMWi kann zur Nutzung des Tools beraten.
Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) erarbeitet und publiziert für den National Health Service (NHS) Leitlinien und Qualitätsstandards.
In Schottland werden unter den spezifischen Bedingungen des staatlichen Gesundheitswesens in Großbritannien Leitlinien vom Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN) erarbeitet und publiziert.