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Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen
Stand: 12.02.2018 , gültig bis 11.02.2023
28.11.2018: Langfassung nach redaktionellen Änderungen ausgetauscht /18.09.2018: Leitliniendokumente nach redaktioneller Überarbeitung ausgetauscht
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Basisdaten
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Kurzfassung der Leitlinie "Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen"- Download
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PraxisversionFederführende Fachgesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)Visitenkarte -
Anwender- & Patientenzielgruppe
Adressaten
Zielgruppen der vorliegenden Leitlinie sind:
- die in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen Tätigen (Psychiaterinnen und Psychiater, Nervenärztinnen und Nervenärzte, Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte, klinische Psychologinnen und Psychologen, ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Pflegende, Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten etc.)
- sich im Rahmen einer psychischen Störung aggressiv verhaltende Erwachsene und Menschen aus deren Umfeld.Die Leitlinie dient außerdem der Information von politischen Entscheidungsträgern, den Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit. Auswirkungen in der Rechtsprechung, der Finanzierungen von Leistungen im Gesundheitswesen und der Anwendungshinweise bei Medikamenten sind möglich und ggf. auch erwünscht.Patientenzielgruppe
In der Leitlinie soll es um die Behandlung erwachsener Menschen vom 18. Lebensjahr mit psychischen Erkrankungen (Erkrankungen aus dem Kapitel F der ICD-10) gehen, die im Rahmen ihrer Erkrankung aggressiv oder gewalttätig werden oder die von Zwangsmaßnahmen betroffen werden. Die Situation bei Kindern und Jugendlichen wird in der Leitlinie nicht berücksichtigt. Die Leitlinie berücksichtigt verschiedene psychiatrische Settings (ambulant, teilstationär und stationär). Der Schwerpunkt liegt auf der Behandlung psychisch erkrankter Menschen außerhalb des Maßregelvollzugs. Wo Erkenntnisse aus forensischen Populationen hierfür relevant sind, werden sie aufgeführt.Versorgungsbereich
Die Problematik aggressiven Verhaltens ebenso wie die der Zwangsmaßnahmen betrifft in erster Linie psychiatrische Krankenhäuser. Mit zunehmender Deinstitutionalisierung ist aber immer deutlicher geworden, dass Krankenhausbehandlung nur einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt der psychiatrischen Versorgung darstellt, die heute überwiegend als Gemeindepsychiatrie stattfindet. Demzufolge ist die Problematik des Umgangs mit Aggression und Gewalt genauso wie die sog. "institutionelle Gewalt" immer weniger auf Krankenhäuser beschränkt, sondern auch in sonstigen gemeindepsychiatrischen Institutionen, in der ambulanten Versorgung und im häuslichen Bereich bzw. Wohnumfeld von Bedeutung. Die auch heute noch vielfach zu beobachtende Gewohnheit, dass aggressives Verhalten von psychisch erkrankten Menschen in betreuten Wohneinrichtungen als zwingender Grund für eine Krankenhauseinweisung angesehen wird und folglich auch allein das Krankenhaus der Ort ist, an dem institutionelle Gewalt stattfindet, erscheint fragwürdig und wird vermutlich angesichts künftiger unter Kostendruck stattfindender Veränderungen des Versorgungssystems so nicht mehr zu halten sein. Allerdings bezieht sich die gegenwärtig vorliegende wissenschaftliche Literatur entsprechend dem Schwerpunkt der Forschungskapazitäten noch unverhältnismäßig stark auf den stationären Bereich, weshalb auch diese Leitlinie unvermeidlich bzgl. der vorliegenden Evidenz dort ihren Schwerpunkt hat. Dennoch können unter Berücksichtigung der anderen rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen eine Reihe von Ergebnissen und Empfehlungen auf den außerklinischen bis hin zum häuslichen Bereich übertragen werden. -
Herausgeber & Autoren
Federführende Fachgesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)VisitenkarteBeteiligung weiterer AWMF-Gesellschaften
Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-Sucht)VisitenkarteDeutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie e.V. (DeGPT)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP)VisitenkarteBeteiligung weiterer Fachgesellschaften/Organisationen
Betreuungsgerichtstag e.V. (BGT)Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe DemenzDeutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS)Bundesverband der Angehörigen psychische Kranker (BApK)Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN)Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP)Berufsverband deutscher Psychiater (BVDP)Bundesdirektorenkonferenz Psychiatrischer Krankenhäuser BDKArbeitskreis der Chefärztinnen und Chefärzte von Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland, ACKPABundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V., BFLKBundesinitiative ambulante psychiatrische Pflege (bapp)Bundesverband der Berufsbetreuer/innen e.V. (BdB)Deutsche Fachgesellschaft für Psychiatrische Pflege (DFPP)Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP)Aktion Psychisch Kranke (APK)Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. (BVÖGD)Bundesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit e.V. (Netz G)Ansprechpartner (LL-Sekretariat):
Prof. Dr. med. Tilman Steinert ZfP Weissenau
Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm
Weingartshofer Straße 2
88214 Ravensburg-Weissenau Tel.: 0751 7601-2738 e-Mail senden -
Inhalte
Gründe für die Themenwahl:
Aggressives Verhalten ist ein im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gehäuft auftretendes Phänomen (Fazel et al. 2009a, Witt et al. 2013). Angesichts der Tatsache, dass der Beginn der Psychiatrie in den Geschichtsbüchern auf die Befreiung der Geisteskranken in der Pariser Salpétrière aus ihren Ketten datiert wird, ist der Umgang mit Gewalt und Zwang wohl das älteste Problem psychiatrischer Institutionen. Während dies über lange Zeit weitgehend tabuisiert wurde, steht heute der Anspruch der psychisch erkrankten Menschenauf eine bestmögliche Versorgung unter den Aspekten sowohl der Sicherheit als auch der Menschenwürde und Überlegungen der Sicherheit für die Beschäftigten im Gesundheitswesen im Vordergrund. Damit wird der Umgang mit Aggressivität und Zwang heutzutage zu einem wichtigen Aspekt der Behandlungsqualität. Diese Herausforderung wird zeitgemäß mit der Erstellung von Leitlinien und deren Implementierung in die klinische Praxis angenommen. 2005 publizierte das britische National Institute of Clinical Excellence (NICE) nach umfangreichen Vorarbeiten die "Clinical Practice Guidelines for Violence: The short term management of disturbed/violent behaviour in psychiatric in-patient settings and emergency departments" unter Beteiligung von psychisch erkrankten Menschen, deren Angehörigen und zahlreichen professionellen Gruppen. Im Jahre 2015 erschien eine Aktualisierung dieser Leitlinie (NICE 2015). Andere Behandlungsleitlinien vergleichbaren Umfangs liegen bisher nicht vor. Die hier vorliegende S3-Leitlinie wurde im Auftrag der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde erstellt und stellt eine Aktualisierung und Erweiterung der im Jahre 2010 erschienen S2-Leitlinie „Therapeutische Maßnahmen bei aggressivem Verhalten“ dar.
Zielorientierung der Leitlinie:Diese Leitlinie soll den Professionellen in Kliniken und gemeindepsychiatrischen Institutionen, den psychisch erkrankten Menschen und ihren Angehörigen gleichermaßen einen Überblick über den gegenwärtigen Stand des Wissens und eine gute klinische Praxis vermitteln. Letztere leitet sich einerseits aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen, andererseits aus ethischen Überlegungen und den gesetzlichen Bestimmungen ab. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielgruppen wurde versucht, eine möglichst allgemeinverständliche Sprache zu benutzen und unnötigen Einsatz von Fachterminologie zu vermeiden. Ein Ziel aller Leitlinien ist die Implementierung in die klinische Praxis und damit auch die Verbesserung dieser Praxis.
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