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Intravasale Volumentherapie beim Erwachsenen
Stand: 21.07.2020 , gültig bis 20.07.2025
Die intravasale Volumen- und Flüssigkeitstherapie ist ein Grundpfeiler der stationären Behandlung erwachsener Patienten. Sie betrifft alle Bereiche und Situationen, in denen die orale bzw. enterale Flüssigkeitszufuhr den Flüssigkeitsbedarf nicht decken kann. Die erhebliche quantitative Bedeutung der intravasalen Volumentherapie liegt in der Tatsache begründet, dass die überwiegende Mehrheit der ca. 20 Mio. jährlich in Deutschland [1] stationär behandelten Patienten zumindest in Phasen ihres Krankenhausaufenthaltes eine intravasale Volumentherapie erhalten. Dies betrifft in besonderem Maße, aber nicht ausschließlich, peri-operative bzw. peri-interventionelle Episoden, in denen Nüchternheit medizinisch indiziert ist, ferner Situationen in denen die enterale Flüssigkeitsresorptionsrate die notwendige Substitutionsrate unterschreitet, z. B. im Schock, bei großen Flüssigkeitsumsätzen im Rahmen großer Operationen oder bei reduzierter enteraler Resorption als Folge von anhaltendem Erbrechen oder schweren Durchfällen. Darüber hinaus ist durch einige multizentrische Studien der letzten Jahre eine intensive Diskussion um Nutzen und Schaden der bisherigen, pathophysiologisch fundierten Therapiekonzepte entstanden. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat die große Bedeutung des Themas und die Verunsicherung der von ihr vertretenen Ärztinnen und Ärzte zum Anlass genommen, mit dieser Leitlinie zu einer evidenzbasierten Volumentherapie beizutragen.
Das während der de-novo Entwicklung einstimmig konsentierte Ziel der Leitlinie ist die Verbesserung der Versorgungsqualität bei der Volumentherapie von stationär behandelten erwachsenen Patienten. Eine optimale Volumentherapie umfasst die richtige Indikationsstellung (Diagnose des Volumenmangels), die Applikation der richtigen Dosis (Steuerung der Volumentherapie) und die Wahl der am besten geeigneten Infusionslösung für den jeweiligen Patienten. Für jeden dieser drei Bereiche gibt es konkurrierende Konzepte. Ziel der Leitlinie ist es, eine wirksame, richtig dosierte und Nutzen-Risiko-optimierte (d. h. effiziente) Volumentherapie auf der Basis der aktuellen Evidenz zu befördern, und dadurch Volumenmangelzustände bei erwachsenen Patienten in Kliniken aller Versorgungsstufen optimal zu behandeln. Die Leitlinie bezieht sich nicht auf die Verwendung von Infusionen bei Patienten ohne Volumenmangel (z. B. im Rahmen der parenteralen Ernährung, der Korrektur von Störungen des Elektrolyt-oder Säure-Basen-Haushaltes, der Nutzung von Infusionen als Trägerlösungen für die Medikamentenapplikation). Ebenfalls bezieht sich die Leitlinie nicht auf die Therapie mit Blutprodukten, hier verweist die Leitliniengruppe auf die entsprechende Querschnittsleitlinie der Bundesärztekammer
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Basisdaten
Verfügbare Dokumente
Langfassung der Leitlinie "Intravasale Volumentherapie beim Erwachsenen"- Download
- 5,22 MB
Leitlinienreport- Download
- 8,04 MB
Verbindung zu themenverwandten Leitlinien
Federführende Fachgesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)Visitenkarte -
Anwender- & Patientenzielgruppe
Adressaten
Die Leitlinie wendet sich in erster Linie an Fachkräfte, die mit einem oder mehreren Aspekten der Durchführung einer intravasalen Volumentherapie (Diagnostik, Wahl der Lösung, Therapiesteuerung) bei stationären Patienten im Sinne der o.g. Zieldefinition betraut sind. Dies trifft besonders auf ärztliches und pflegerisches Personal zu. In zweiter Linie wendet sich die Leitlinie an Angehörige anderer medizinischer Berufsgruppen sowie Patienten und deren Angehörige, die sich über die evidenzbasierte intravasale Volumentherapie bei stationär behandelten Erwachsenen informieren möchten.Patientenzielgruppe
Die Leitlinie gilt für alle peri-interventionell oder intensivmedizinisch stationär behandelten Erwachsenen (>18 Jahre) mit einem Volumenmangel, deren Behandlung eine intravasale Infusionstherapie erfordert. Angesichts der Vielfalt der hier relevanten Patientenpopulationen und Krankheitszustände sowie der im klinischen Alltag nicht immer eindeutig diagnostizierbaren Definition eines Volumenmangels kann die Leitlinie allgemeine Empfehlungen geben zur Diagnostik des Volumenmangels, zu Differenzialindikationen verschiedener Infusionslösungen und zu Verfahren der Therapiesteuerung. Spezifische Krankheitszustände und selektierte Patientenpopulationen – insbesondere Polytraumatisierte Patienten, Patienten mit infarktbedingtem oder septischem Schock werden in dieser Leitlinie nicht explizit adressiert, da hierzu spezifische Leitlinien vorliegen.Versorgungsbereich
Die Leitlinie bezieht sich auf die stationäre peri-interventionelle oder intensivmedizinische Versorgung erwachsener Patienten. -
Herausgeber & Autoren
Federführende Fachgesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)VisitenkarteBeteiligung weiterer AWMF-Gesellschaften
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG)VisitenkarteDeutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU)VisitenkarteDeutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)VisitenkarteDeutsche Sepsis-Gesellschaft e.V. (DSG)VisitenkarteBeteiligung weiterer Fachgesellschaften/Organisationen
Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)Ansprechpartner (LL-Sekretariat):
Ursula Homberg Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
e-Mail sendenLeitlinienkoordination:
Prof. Dr. med. Gernot Marx Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care
Uniklinik RWTH Aachen
Pauwelstraße 30
52074 Aachen e-Mail senden -
Inhalte
Gründe für die Themenwahl:
Die intravasale Volumen- und Flüssigkeitstherapie ist ein Grundpfeiler der stationären Behandlung erwachsener Patienten. Sie betrifft alle Bereiche und Situationen, in denen die orale bzw. enterale Flüssigkeitszufuhr den Flüssigkeitsbedarf nicht decken kann. Die erhebliche quantitative Bedeutung der intravasalen Volumentherapie liegt in der Tatsache begründet, dass die überwiegende Mehrheit der ca. 20 Mio. jährlich in Deutschland [1] stationär behandelten Patienten zumindest in Phasen ihres Krankenhausaufenthaltes eine intravasale Volumentherapie erhalten. Dies betrifft in besonderem Maße, aber nicht ausschließlich, peri-operative bzw. peri-interventionelle Episoden, in denen Nüchternheit medizinisch indiziert ist, ferner Situationen in denen die enterale Flüssigkeitsresorptionsrate die notwendige Substitutionsrate unterschreitet, z. B. im Schock, bei großen Flüssigkeitsumsätzen im Rahmen großer Operationen oder bei reduzierter enteraler Resorption als Folge von anhaltendem Erbrechen oder schweren Durchfällen. Darüber hinaus ist durch einige multizentrische Studien der letzten Jahre eine intensive Diskussion um Nutzen und Schaden der bisherigen, pathophysiologisch fundierten Therapiekonzepte entstanden. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat die große Bedeutung des Themas und die Verunsicherung der von ihr vertretenen Ärztinnen und Ärzte zum Anlass genommen, mit dieser Leitlinie zu einer evidenzbasierten Volumentherapie beizutragen.
Zielorientierung der Leitlinie:Das während der de-novo Entwicklung einstimmig konsentierte Ziel der Leitlinie ist die Verbesserung der Versorgungsqualität bei der Volumentherapie von stationär behandelten erwachsenen Patienten. Eine optimale Volumentherapie umfasst die richtige Indikationsstellung (Diagnose des Volumenmangels), die Applikation der richtigen Dosis (Steuerung der Volumentherapie) und die Wahl der am besten geeigneten Infusionslösung für den jeweiligen Patienten. Für jeden dieser drei Bereiche gibt es konkurrierende Konzepte. Ziel der Leitlinie ist es, eine wirksame, richtig dosierte und Nutzen-Risiko-optimierte (d. h. effiziente) Volumentherapie auf der Basis der aktuellen Evidenz zu befördern, und dadurch Volumenmangelzustände bei erwachsenen Patienten in Kliniken aller Versorgungsstufen optimal zu behandeln. Die Leitlinie bezieht sich nicht auf die Verwendung von Infusionen bei Patienten ohne Volumenmangel (z. B. im Rahmen der parenteralen Ernährung, der Korrektur von Störungen des Elektrolyt-oder Säure-Basen-Haushaltes, der Nutzung von Infusionen als Trägerlösungen für die Medikamentenapplikation). Ebenfalls bezieht sich die Leitlinie nicht auf die Therapie mit Blutprodukten, hier verweist die Leitliniengruppe auf die entsprechende Querschnittsleitlinie der Bundesärztekammer
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