
Leitlinien-Detailansicht
Angemeldetes Leitlinienvorhaben
S3 Guideline für Cystinose
20.10.2021
30.09.2024
Die Cystinose (Orpha:213, OMIM: 219750, 219800, 219900) ist eine autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten. Sie ist durch eine intrazelluläre Erhöhung von Cystin in den Lysosomen nahezu aller Körperzellen charakterisiert. Ursache ist eine Störung des Cystintransportes durch die lysosomale Membran. Die Akkumulation von Cystin führt zu Zell- und Organschädigungen fast aller Organe, woraus sich die Multiorganbeteiligung erklärt. Die Cystinose gehört mit einer Inzidenz von 1/100.000 - 1/200.000 zu den sehr seltenen Erkrankungen. Die Zahl der Patienten wird in Deutschland auf ungefähr 120-130 geschätzt, mit 4-5 Neuerkrankungen pro Jahr. Durch die Einführung der medikamentösen Therapie mit Cysteamin, dem derzeit einzigen verfügbaren Wirkstoff, und der Möglichkeit einer Nierenersatztherapie in Form von Dialyse und/oder Nierentransplantation im Kindesalter Anfang der 80er-Jahre hat sich der Verlauf der Erkrankung geändert. Patienten können heute bis zum Erwachsenenalter überleben, weshalb der Diagnostik und Behandlung der systemischen Manifestationen und Spätkomplikationen außerhalb der Niere zunehmend größere Bedeutung zukommt. Die Patienten zeigen klinisch das Bild einer chronischen, progredienten, unheilbaren Multiorganerkrankung. Die Erkrankung betrifft fast alle Organe. Hauptbetroffen sind neben den Nieren, die Augen, das Skelettsystem und die Muskulatur. Es kommt zu einer endokrinen Beteiligung mit Hypothyreose, Diabetes mellitus und Infertilität bei männlichen Patienten, einer muskulären Beteiligung mit distaler Myopathie, respiratorischer Insuffizienz und Schluckstörung, Kleinwuchs, Rachitis und Beindeformitäten sowie zu neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten.
Daher bedarf die Behandlung dieser Multiorganerkrankung der Einbindung verschiedener Fachrichtungen. Dies erschwert jedoch die Erstellung eines gesamtheitlichen Therapiekonzepts durch den signifikant erhöhten Koordinationsbedarf. Auch gestaltet sich der Übergang der medizinischen Betreuung vom Kindes- in das Erwachsenenalter problematisch.
Aus der Komplexität der Erkrankung ergibt sich die Notwendigkeit einer umfänglichen und differenzierten Versorgung der Patienten und einer altersübergreifenden interdisziplinären Leitlinie. Bisher sind lediglich englischsprachige Konsensus-Empfehlungen, jedoch keine evidenzbasierten Leitlinien verfügbar. Für jede Organbeteiligung / Fragestellung wird zu Beginn geprüft, ob Leitlinien vorhanden und integrierbar sind, bzw. ob diese als eigenständige Leitlinie verwendet werden kann (z.B. Therapie des Fanconi-Syndroms). Die individuelle Krankheitslast wird entsprechend der Organbeteiligungen dargestellt. Die Einbindung der Selbsthilfen ist unabdingbar, um die Machbarkeit von Maßnahmen und Therapien zu überprüfen und die daraus resultierende Lebensqualität zu kennen.
Ziel dieser Leitlinie ist, die Verbesserung und Vereinheitlichung von Diagnostik, Therapie und Prävention bei Cystinose-Patienten durch evidenzbasierte Empfehlungen für alle Altersgruppen für den ambulanten und stationären Bereich. Adressaten der Leitlinie sind Fachärzte für Pädiatrie, sowie Kollegen aus dem pädiatrischen und dem erwachsenenmedizinischen Bereich der Nephrologie, Ophthalmologie, Endokrinologie sowie der Neurologie, Dysphagie, Pulmologie, Orthopädie, Andrologie, Humangenetik und der Gastroenterologie und Stoffwechselmedizin.
Zudem dient die Leitlinie zur Information für an der Versorgung beteiligte Personengruppen wie z.B. Ernährungsberater, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Psychologen und andere mit der Gesundheit von Patienten mit Cystinose befassten Gruppen, insbesondere der Selbsthilfe, der Angehörigen und der Patienten selbst. Die Leitlinie soll zudem auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Fachgebieten sowie den Betreuungsebenen hinweisen.
Die Patientenzielgruppe sind Patienten mit Cystinose, schwerpunktmäßig Patienten mit infantiler/juveniler nephropatischer Cystinose, die den größten Anteil dieser Patientengruppe stellen.
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung wird die Leitlinie mit internationalen Kooperationspartnern und Selbsthilfen erstellt und soll national und international implementiert bzw. zur Verfügung gestellt werden.
Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter
Enuresis und nicht-organische (funktionelle) Harninkontinenz bei Kindern und Jugendlichen
Visuelle Wahrnehmungsstörungen
Psychosomatisch orientierte Diagnostik und Therapie bei Fertilitätsstörungen
Humangenetische Diagnostik und Genetische Beratung
Idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH)
Wachstumsstörung bei Kindern - Bildgebende Diagnostik
Enterale und Parenterale Ernährung von Patienten mit Nierenversagen
Hausärztliche Leitlinie: Multimedikation
Rachitiden, hereditäre hypophosphatämische
Pubertas tarda und Hypogonadismus
Ärztliche Begutachtung von Menschen mit chronischen Schmerzen („Leitlinie Schmerzbegutachtung“)
Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung (ART)
Transition von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin
Klinische Ernährung im ambulanten Bereich (heimenterale Ernährung)
Nierenerkrankungen und Schwangerschaft
Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Hohenfellner
Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie e.V. (GPN)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V. (GfH)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e.V. (DGKED)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie e.V. (DGMP)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)Visitenkarte
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG)Visitenkarte
Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. (GNP)Visitenkarte
Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e.V. (GPP)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening, DGNS
Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Dysphagie (DGD)
Deutscher Verband der Ergotherapeuten (DVE) e.V.
Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP)
Cystinose-Selbsthilfe e.V.
Cystinosis Network Europe
Cystinosis Research Network
International Pediatric Nephrology Association
Donau-Universität Krems
Dipl. Phys. Sonja Froschauer
Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Hohenfellner
Patienten mit Cystinose (ORPHA 213, 411641, 411629, 411634). Die Leitlinie soll sich im medizinischen Bereich v.a. an Pädiater und Erwachsenen-Mediziner aus den Fachbereichen Nephrologie, Ophthalmologie, Endokrinologie, Neurologie, Dysphagie, Psychologie, Andrologie, Pulmologie, Orthopädie, Physiotherapie, Gastroenterologie und Stoffwechselmedizin, Humangenetik, Neugeborenenscreening, Logopädie und Ergotherapie richten, sowie an die Selbsthilfe, die Patienten bzw. Angehörigen der Betroffenen. Zudem dient die Leitlinie zur Information für Ergotherapeuten.
ambulant, stationär, teilstationär
Prävention, Früherkennung
Diagnostik, Therapie, Rehabilitation
primärärztliche Versorgung, spezialärztliche Versorgung
Erwachsene, Kinder/Jugendliche
Patienten aller Altersgruppen mit der Diagnose Cystinose
Die Erstellung der Leitlinie erfolgt gemäß AWMF-Regelwerk (www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk.html) für S3-Leitlinien sowie unter Zuhilfenahme des GRADE-Systems (GRADE= Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation; gdt.gradepro.org/app/handbook/handbook.html).
Art der Evidenzbasierung: Als Evidenzbasierung dienen die Ergebnisse eines systematischen Reviews, der für diese Leitlinie gemäß Cochrane-Methodik erstellt wird. Die Auswahl der zu bearbeitenden Fragestellungen und patientenrelevanten Endpunkte erfolgt zu Beginn des Projekts durch die multidisziplinäre Leitliniengruppe, die auch Patientenvertreter:innen einschließt. Die Ergebnisse werden in Form von Evidenztabellen inklusive Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nach GRADE dargestellt. Gibt es zu Teil-Fragestellungen bereits aktuelle Leitlinien guter Qualität, werden diese als Evidenzbasierung für diese Teilbereiche herangezogen.
Konsensustechnik: Als strukturierte Konsensustechnik wird der nominale Gruppenprozess gewählt, bei dem ein multidisziplinäres Team inklusive Patientenvertreter:innen unter neutraler Moderation die Empfehlungen diskutiert, abstimmt und Empfehlungsgrade festlegt sowie die Konsensusstärke dokumentiert. Es sind zwei Konsensustreffen geplant. Eine strukturierte Darlegung von Entscheidungskriterien für eine Empfehlung werden mit Hilfe von GRADE „Evidence to Decision“-Tabellen dokumentiert.
Neutralität der Moderation: Die Moderation wird von einer externen Person (Moderation der AWMF) durchgeführt um die Neutralität zu gewährleisten.
Die Beteiligung wurde angefragt:
- Deutsche Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Verhaltensmodifikation (DGVM)
- Bundesverband für Logopädie (DBL)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
- Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK)
Die Beteiligung hat abgesagt:
- Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL)
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
Donau-Universität Krems als Methodische Begleitung der Leitlinienentwicklung nach dem GRADE-Ansatzes