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Angemeldetes Leitlinienvorhaben
Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz
04.12.2020
31.12.2022
Die invasive Beatmung ist eine zentrale Therapiemaßnahme der Intensivmedizin. Wichtigste Indikation ist die Sicherstellung des pulmonalen Gasaustauschs bei respiratorischer Insuffizienz.
Die invasive Beatmung ist jedoch auch mit relevanten Risiken bzw. nachteiligen Effekten für den kritisch kranken Patienten auf der Intensivstation verbunden. Neben den direkten Schäden einer Überdruckbeatmung im Lungengewebe (ventilator-induced lung injury) sind dies z.B. die Unterhaltung systemischer inflammatorischer Reaktion, die Einschränkung der Perfusion abdomineller Organe und die Reduktion der Schlafqualität nachgewiesen.
Durch die konsequente Anwendung eines lungenprotektiven Beatmungskonzeptes wurde in einer Vielzahl qualitativ hochwertiger klinischer Studien eine Reduktion der Sterblichkeit invasiv beatmeter Patienten erreicht. Aktuelle Daten aus der Versorgungsforschung belegen jedoch anhaltend eine unzureichende Umsetzung von lungenprotektiver Beatmung und anderen evidenz-basierter supportiven Therapiemaßnahmen bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz. Diese Diskrepanz wurde in der ersten Version der S3-Leitlinie mit den Kernempfehlungen adressiert.
Bei Patienten mit schwerem, akutem Lungenversagen werden Lungenunterstützungssysteme zur extrakorporalen Membranoxygenierung und CO2-Elimination zur Behandlung bzw. Vermeidung um vital bedrohliche Hypoxie und Hyperkapnie eingesetzt. Seit dem Erscheinen der Erstversion der Leitlinie sind mehre großangelegte Registerarbeiten und eine relevante RCT zur vvECMO-Therapie erschienen, die nun für die 1. Revision bewertet und berücksichtigt werden müssen.
Die 2017 erstmals für Deutschland, Österreich und die Schweiz herausgegebenen, auf einer systematischen Literaturrecherche und – bewertung aufbauenden Behandlungsempfehlungen zu diesen komplexen, risikobehafteten und kostenintensiven Therapieverfahren sollen mit der nun geplanten 1. Revision vollständig überprüft und überarbeitet werden.
In der 1. Revision der S3-Leitlinie soll erneut der gesamte klinische Behandlungspfad von Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz auf der Intensivstation abgebildet werden. Wir streben an, mit der Leitlinie die konsequente Etablierung protektiver Beatmungskonzepte im klinischen Alltag der Intensivstationen aller Versorgungsstufen noch weiter voranzutreiben und eine einheitlich kritisch evidenzbasierte Anwendung von vvECMO-Therapie weiter zu befördern.
Darüber hinaus soll die Leitlinie die für die Patienten besonders wichtigen Langzeitfolgen invasiver Beatmungstherapie und Arbeitsfelder für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten aufzeigen. In der 1. Revision der S3-Leitlinie sollen verstärkt pflegerische Aspekte im Umgang mit invasiv beatmeten Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz berücksichtigt werden. Bei der Überarbeitung der Empfehlungen werden die Ergebnisse der Implementierungsstudie zur Erstversion der Leitlinie einbezogen, um so gezielt die bereits identifizierten Implementierungsbarrieren und Wissenslücken in der intensivmedizinischen Versorgung abzubauen.
Nichtinvasive Beatmung als Therapie der akuten respiratorischen Insuffizienz
Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz
Lungenversagen (ARDS/ALI) im Kindesalter, akutes und nicht obstruktives
Extrakorporale Zirkulation (ECLS / ECMO), Einsatz bei Herz-und Kreislaufversagen
Prof. Dr. Michael Sander
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)Visitenkarte
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie e.V. (DGT)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie e.V. (DGNC)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)Visitenkarte
Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin e.V. (GNPI)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)Visitenkarte
Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V. (DGHM)Visitenkarte
Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI)
Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI)
Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. (DGF)
Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK)
Deutsche Gesellschaft für Kardiotechnik e.V., DGfK
Deutscher Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD)
Deutsche Sepsis-Hilfe e.V.
Bundesverband der Organtransplantierten e.V. (BDO)
Dr. med. Falk Fichtner
Interdiszplinäre Operative Intensivstation (IOI)
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Universtitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 20
04103 Leipzig
Tel.: 0341 / 97-17594 oder -17704
Dr. Falk Fichtner
PD Dr. Sven Laudi
Prof. Dr. Onnen Mörer
Prof. Dr. Michael Sander
Prof. Dr. Steffen Weber-Carstens
Adressaten dieser Leitlinie sind alle Mitglieder des Behandlungsteams auf Intensivstationen, welche invasiv beatmete Patienten bzw. Patienten mit extrakorporalen Lungenunterstützungsverfahren behandeln bzw. betreuen, insbesondere die Ärzt*innen aus den oben genannten Fachbereichen, Pflegekräfte, Rettungssanitäter/-assistenten, Physiotherapeuten, Kardiotechniker und Beatmungstherapeuten.
Weiterhin soll mit der Leitlinie den Patienten und ihren Angehörigen sowie den Mitgliedern anderer medizinischer Berufsgruppen eine vertrauenswürdige und belastbare Informationsquelle zur rationalen Anwendung invasiver Beatmung und extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz angeboten werden.
stationär; Therapie; spezialärztliche Versorgung
Erwachsene, Kinder/Jugendliche
Die Methodik der Revision der S3-Leitlinie umfasst folgende wesentlichen Komponenten:
1. Systematisch strukturierte Reevaluation der zu behandelnden Fragestellungen und Outcome-Variablen (PICO – Schema)
2. Systematische Aktualisierung der Literaturrecherche in PUBMED und EMBASE (Leitlinien, RCTs, CCTs etc.)
3. Sequentielle Selektion nach Studientypen unter Nutzung international etablierter freier Selektionstools (RAYYAN)
4. Evidenzbewertung (GRADE-Methodik), Erstellung von Evidenzprofilen
5. Überarbeitung o. Neuentwicklung von Empfehlungen im GRADE Evidence to Decision Framework unter Nutzung der MAGIC-App
6. Themenspezifische Implementierungsstrategie-Entwicklung simultan zur Empfehlungserstellung
Konsensusprozess:
1. Webkonferenzen (Konstitution der Leitliniengruppe und Konsentierung der PICO-Fragen)
2. Strukturierte Konsenskonferenz mit zweistufigem Konsensverfahren (Individual- und Fachgesellschaftsstimmrecht) zur Abstimmung der Empfehlungen mit unabhängiger Moderation durch Vertreter der AWMF
3. Schriftlicher Abstimmungs- und Kommentierungsmodus mit Konsensusfindung der Redaktionsgruppe nach erfolgter öffentlicher Review-Phase
Die Leitlinie beschäftigt sich mit dem Einsatz der nicht-invasiven Beatmung (NIV) und der High-Flow-Sauerstoff-Therapie nur in der Frage der Abgrenzung der Indikationsstellung für unterschiedliche Patientengruppen. Zu darüber hinausgehenden Aspekten der NIV verweisen wir auf die entsprechenden S3-Leitlinie (AWMF Reg.Nr. 020/004 und 020/008), zu über die Anwendung von HFNC bei akuter respiratorischer Insuffizienz hinausgehenden Fragen der Sauerstofftherapie verweisen wir zudem auf die aktuell angemeldete S3-Leitlinie 020-021 „Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen“.
Die Leitlinie enthält Empfehlungen zur Entwöhnung von der invasiven Beatmung, zur speziellen Situation von Patienten mit prolongierter Entwöhnung von der Beatmung verweisen wir auf die entsprechende S2k-Leitlinie 020-015.
Die Leitlinie beschäftigt sich nicht mit dem Einsatz extrakorporaler Herz-Kreislauf-Unterstützungsverfahren. Hierzu verweisen wir auf die entsprechende S3-Leitlinie (AWMF Reg.Nr. 011/021). Die Leitlinie berücksichtigt in ihren Empfehlungen auch die Therapie von Kindern jenseits des Neugeborenenalters mit akuter respiratorischer Insuffizienz und steht dazu in gegenseitigem Austausch und Ergänzung mit dem Leitlinienprojekt S2k-Leitlinie 024-017 zum Lungenversagen im Kindesalter.
Förderung des S3-Leitlinienprojektes durch die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivtherapie (DGAI).